Reisebericht zur Wanderung auf den Lion’s Head
Der Lion’s Head ist ein Bergkegel, freistehend zwischen dem Tafelberg und dem Signal Hill in Kapstadt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau, wie oft ich mich an der Mähne dieses Löwenkopfes hochgezogen habe. Fünf oder sechs Mal? Und wenn ich Mähne sage, dann meine ich die Ketten und Eisenstiege, an denen man sich an einer kurzen aber recht schwierigen Kletterpassage hochziehen muss.
Sie befindet sich ungefähr auf der Mitte des Weges und ist wirklich untypisch für den normalen Wanderer. Sie ist zwar nur kurz, doch sie verlangt Mut und einen gewissen Grad an körperlicher Fitness. Oder einen Umweg. Und den Umweg gibt es auch.
Er macht diesen Tagesausflug nur unwesentlich länger. Doch auch hier gilt: wer unter starker Höhenangst leidet, sollte den Lion’s Head nicht besteigen.
Immer wieder gibt es Passagen mit sehr engen Wegabschnitten, die sich klippenartig direkt an sehr tiefen Abgründen entlangschlängeln, nur gelegentlich mit Halteketten versehen.
Den Umweg empfehle ich sehr für den Abstieg. Gerade die, die den Lion’s Head zum Aufgang des Vollmondes besteigen, dürfen sich beim Abstieg nicht über längere Staus wundern. Bei den kurzen Kletterpassagen musste ich auch schon lange auf sehr junge, völlig unvorbereitete Schulklassen warten, die sich im fahlen Licht des Mondescheins zitternd die Felsen hinabhangelten.
Aber auch das scheint der Mondaufgang während der Zeit des Vollmondes wohl wert zu sein. Aber nach der Reihe: Zuerst sollte man sich frühzeitig aufmachen, um sich auf dem Gipfel einen guten Platz zum Picknicken zu sichern. Denn oben wird es zu der Zeit immer sehr voll. Das bedeutet: unbedingt genügend Wasser dabei haben, ca. 2 Liter pro Person! Denn auch am Abend herrschen in Kapstadt in den Monaten November bis März oft Temperaturen über 30° Celsius.
Für den Aufstieg eignen sich leichte Wanderschuhe. Gerade für die Kletterpassagen ermöglichen etwas weichere Sohlen mehr Grip und Gefühl. Kopfbedeckung und Sonnencreme sind in jedem Fall ein Muss. (Am Ende dieses Artikels gibt es noch eine Liste mit meiner empfohlenen Ausrüstung für die Lion’s Head Wanderung.)
Oben angekommen gibt es viele flache Stellen, um sich auszuruhen, zu picknicken und die Aussicht zu genießen. Was die Aussichtsmöglichkeiten angeht, muss man seinen individuellen Kompromiss finden: näher Richtung Tafelberg mit Aussicht auf die Zwölf Apostel, die im Licht der untergehenden Sonne gold Leuchten oder mehr Richtung Signal Hill mit weitem Blick sowohl aufs Meer als auch über Kapstadt. Oder man sucht sich erst einen Platz auf der Meerseite für den besten Blick auf die Sonne, die im Meer versinkt – und wechselt danach auf die Stadtseite, um den Aufgang des Vollmondes hinter dem Lichtermeer Kapstadts ungestört zu genießen
Auf dem Gipfel ist es oft sehr windig. Deshalb sollte unbedingt auch etwas wärmere Kleidung mitgeführt werden, eine leichte längere Hose oder eine Jeans, ein Sweatshirt oder eine leichte Fleecejacke und ein Halstuch. Eigentlich ist auch schon für einige Stellen, insbesondere die Kletterpassage, eine feste längere Hose sinnvoll, um die Haut an den Beinen zu schützen.
Sehr wichtig ist zudem eine Stirnlampe für den Abstieg. Zwar kann das Licht des Vollmondes für manche schon ausreichen. Aber wenn alle anderen auf dem Weg Lampen benutzen, werden die Augen immer wieder aus ihrer Gewöhnung gerissen – und der Abstand zu anderen Wanderern ist aufgrund ihrer großen Anzahl hier oft sehr schwer zu halten. Ich selbst habe unterwegs immer eine Zipka von Petzl dabei.
Der Produkt-Link führt euch zur Stirnlampen-Auswahl von Globetrotter.de – ich habe aber noch Angebote bei Mountain24.de gefunden.
Zu Beginn des Wanderweges laden immer wieder Sitzbänke zum Verweilen ein. Aber man muss sich klar sein: grandiose Aussichten gibt es wirklich den gesamten Weg über. Im späteren Verlauf ermöglichen zudem flache Felsen gemütliche Pausen, je nach Stand der Sonne auch im Schatten des Lion’s Head.
Gefährliche Abschnitte:
Die Kletterpassagen habe ich bereits oben erwähnt. Etwas gefährlicher können auf dem Lion’s Head Wanderweg aber auch Wegpunkte werden, deren Gefahr auf den ersten Blick nicht klar ist: glatte Baumwurzeln und Stufenbefestigungen aus Holz, die im Laufe der Jahre extrem rutschig geworden sind. Auch die Eisenleitern, die einem ab und zu begegnen, sind sehr rutschig, besonders wenn sie nass vom Schweiß der Vorderleute sind. Auf diesen glatten Oberflächen wird keine Sohle wirklich guten Halt geben. In Kombination mit dem Staub des Weges sollte der Halt des Schuhs an diesen Stellen immer nochmal extra geprüft werden, bevor der Schritt gemacht wird. Auch wenn hier manche Einheimisch geschwind mit Jogging-Schuhen hochrennen, rate ich dringend zu knöchelhohen Schuhen zum Schutz des Sprunggelenks. Der Weg ist zwar nicht allzu lang und Hilfe recht nah, aber einmal umgeknickt, kann auch dieser schöne Ausflug zum Alptraum werden.
Anfahrt:
Laut friendsoflionshead.org fahren die Busse 106 und 107 von MyCiTi bis zur Haltestelle „Kloof Nek 2“ bzw. „Kloof Nek 1“. Gewöhnlich fährt man aber mit dem Auto von Kapstadt Richtung Camps Bay über die Straße „Kloof Nek“ fahren. Die Abzweigung nehmen mit der Beschilderung Richtung „Signal Hill“ (hier befindet sich auch die Bushaltestelle) und dann bis zum Lion’s Head Parkplatz fahren. Zur Zeit des Vollmondes sollte man frühzeitig ankommen, da die Parkplätze limitiert sind. Oft sind Wächter am Platz, aber Wertgegenstände sollten nie im Auto gelassen werden. Und auch sonst sollte in Südafrika nichts sichtbar im Innenraum, sondern alles im Kofferraum verstaut werden. Generell, sollte ein Car-Guard einen kleinen Obolus erhalten, ob nun offiziell oder nicht, und auch ob er nach dem Abstieg überhaupt noch da ist oder nicht.
Aktivitäten:
Der Lion’s Head bietet einen Startplatz für Paragleiter. Hey, aber Wandern ist doch viel schöner!
Wichtig:
Was du mitbringst, musst du auch wieder mitnehmen. Dazu zählt nicht nur Verpackungsmüll, sondern auch Obst- oder Eierschalen und natürlich ganz besonders Zigarettenstummel! Die Waldbrandgefahr ist in Südafrika aufgrund der Trockenheit extrem hoch.
Empfehlungen zur Vorbereitung:
Für die Wanderung:
Kurze Wanderhose
Leichte längere Wanderhose
Leichte Knöchelhohe Wanderschuhe
2 Liter Wasser pro Person
Stirnlampe
Kopfbedeckung
Sonnencreme
Sonnenbrille
Geduld an den Kletterpassagen
Für den Gipfel:
Wechsel-T-Shirt
Longsleeve / Sweatshirt / Leichte Fleecejacke
Essen & Trinken zum Picknicken
Picknickdecke
Fotoapparat
Links:
Table Mountain National Park – Die Offizielle Seite der Südafrikanischen Nationalparks: Sanparks
Bus-Verbindungen: MyCiti
Wissenswertes: Friends of Lion’s Head
Aktuelles Wetter in Kapstadt: Über Google
Mondphase / Mondaufgang: Über Google
Lokale Nachrichten: Cape Times
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