Kapstadt’s Löwen bändigen

Reisebericht zur Wanderung auf den Lion’s Head

Panorama während des Umwegs, schmaler steiniger und staubiger Weg gesäumt von kleinen Büschen, rechts im Hintergrund die Spitze des Lion's Head, mittig das Meer und der Strand von Camps Bay und links der Tafelberg wie so oft typisch eingedeckt von einem dicken Wolkenschleier
Lion’s Head Panorama auf dem Umweg

Der Lion’s Head ist ein Bergkegel, freistehend zwischen dem Tafelberg und dem Signal Hill in Kapstadt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau, wie oft ich mich an der Mähne dieses Löwenkopfes hochgezogen habe. Fünf oder sechs Mal? Und wenn ich Mähne sage, dann meine ich die Ketten und Eisenstiege, an denen man sich an einer kurzen aber recht schwierigen Kletterpassage hochziehen muss. 

Ca. 2 Meter hohe rotbraune Felswand mit eingeschlagenen Eisenklammern und Ketten, um daran hochzuklettern
Kletterpassage

Sie befindet sich ungefähr auf der Mitte des Weges und ist wirklich untypisch für den normalen Wanderer. Sie ist zwar nur kurz, doch sie verlangt Mut und einen gewissen Grad an körperlicher Fitness. Oder einen Umweg. Und den Umweg gibt es auch.

Abzweigung zur Umgehung des Klettersteigs (bei Aufsteig), Hauptweg hoch auf unregelmäßiger Natursteintreppe, Abzweigung weiter auf schmalem steinigen Weg links entlang des Lion's Head
Abzweigung Anfang (bei Aufstieg)

Er macht diesen Tagesausflug nur unwesentlich länger. Doch auch hier gilt: wer unter starker Höhenangst leidet, sollte den Lion’s Head nicht besteigen. 

Obere Abzweigung zum Umweg, Hauptweg aufwärts auf unregelmäßig großen Steinen und rutschigen Wurzeln zweier großer Bäume, die man passiert
Abzweigung Ende (bei Aufstieg)

Immer wieder gibt es Passagen mit sehr engen Wegabschnitten, die sich klippenartig direkt an sehr tiefen Abgründen entlangschlängeln, nur gelegentlich mit Halteketten versehen.

Halteketten zum Festhalten, zur Sicherung an einer sehr schmalen Stelle an einem steilen Abhang, in der Ferne links der Tafelberg und rechts das Meer und Signal Hill
Halteketten zum Festhalten an einer sehr schmalen Stelle am Abhang

Den Umweg empfehle ich sehr für den Abstieg. Gerade die, die den Lion’s Head zum Aufgang des Vollmondes besteigen, dürfen sich beim Abstieg nicht über längere Staus wundern. Bei den kurzen Kletterpassagen musste ich auch schon lange auf sehr junge, völlig unvorbereitete Schulklassen warten, die sich im fahlen Licht des Mondescheins zitternd die Felsen hinabhangelten.

Aber auch das scheint der Mondaufgang während der Zeit des Vollmondes wohl wert zu sein. Aber nach der Reihe: Zuerst sollte man sich frühzeitig aufmachen, um sich auf dem Gipfel einen guten Platz zum Picknicken zu sichern. Denn oben wird es zu der Zeit immer sehr voll. Das bedeutet: unbedingt genügend Wasser dabei haben, ca. 2 Liter pro Person! Denn auch am Abend herrschen in Kapstadt in den Monaten November bis März oft Temperaturen über 30° Celsius.

Für den Aufstieg eignen sich leichte Wanderschuhe. Gerade für die Kletterpassagen ermöglichen etwas weichere Sohlen mehr Grip und Gefühl. Kopfbedeckung und Sonnencreme sind in jedem Fall ein Muss. (Am Ende dieses Artikels gibt es noch eine Liste mit meiner empfohlenen Ausrüstung für die Lion’s Head Wanderung.) 

Panorama am Ende des Gipfel-Plateaus mit kleinen Büschen, flachen staubigen Stellen und flachen Felsen zur Rast, sowie mit weitem Blick über Kapstadt, rechts Signal Hill und der Ozean, und links im Hintergrund der Tafelberg und die Zwölf Apostel
Panorama am Ende des Gipfel-Plateaus Richtung Signal-Hill

Oben angekommen gibt es viele flache Stellen, um sich auszuruhen, zu picknicken und die Aussicht zu genießen. Was die Aussichtsmöglichkeiten angeht, muss man seinen individuellen Kompromiss finden: näher Richtung Tafelberg mit Aussicht auf die Zwölf Apostel, die im Licht der untergehenden Sonne gold Leuchten oder mehr Richtung Signal Hill mit weitem Blick sowohl aufs Meer als auch über Kapstadt. Oder man sucht sich erst einen Platz auf der Meerseite für den besten Blick auf die Sonne, die im Meer versinkt – und wechselt danach auf die Stadtseite, um den Aufgang des Vollmondes hinter dem Lichtermeer Kapstadts ungestört zu genießen

Nacht-Panorama auf dem Lion’s Head mit Blick auf Kapstadt’s Lichtermeer (links) und den angestrahlten Tafelberg während des letzten Lichtscheins der untergehenden Sonne auf der Meerseite (rechts) – Fotografiert von Peter Becker
Nacht-Panorama auf dem Lion’s Head mit Blick auf Kapstadt’s Lichtermeer – Fotografiert von Peter Becker

Auf dem Gipfel ist es oft sehr windig. Deshalb sollte unbedingt auch etwas wärmere Kleidung mitgeführt werden, eine leichte längere Hose oder eine Jeans, ein Sweatshirt oder eine leichte Fleecejacke und ein Halstuch. Eigentlich ist auch schon für einige Stellen, insbesondere die Kletterpassage, eine feste längere Hose sinnvoll, um die Haut an den Beinen zu schützen. 

Fleecejacken bei Jack-Wolfskin.de
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Sehr wichtig ist zudem eine Stirnlampe für den Abstieg. Zwar kann das Licht des Vollmondes für manche schon ausreichen. Aber wenn alle anderen auf dem Weg Lampen benutzen, werden die Augen immer wieder aus ihrer Gewöhnung gerissen – und der Abstand zu anderen Wanderern ist aufgrund ihrer großen Anzahl hier oft sehr schwer zu halten. Ich selbst habe unterwegs immer eine Zipka von Petzl dabei.

Der Produkt-Link führt euch zur Stirnlampen-Auswahl von Globetrotter.de – ich habe aber noch Angebote bei  Mountain24.de gefunden.

 

 

Sitzbank als Rastplatz mit weiter Aussicht über Kapstadt und auf den Tafelberg schon zu Beginn der Tour – respektive am Ende des Abstiegs
Sitzbank als Rastplatz schon zu Beginn der Tour – respektive am Ende des Abstiegs

Zu Beginn des Wanderweges laden immer wieder Sitzbänke zum Verweilen ein. Aber man muss sich klar sein: grandiose Aussichten gibt es wirklich den gesamten Weg über. Im späteren Verlauf ermöglichen zudem flache Felsen gemütliche Pausen, je nach Stand der Sonne auch im Schatten des Lion’s Head. 

Sitzgelegenheit während des Umwegs auf Felsen, mit Schatten spendendem hohem Felsen als Unterstand
Sitzgelegenheit während des Umwegs auf Felsen – und mit Felsen als Unterstand

Gefährliche Abschnitte:

Die Kletterpassagen habe ich bereits oben erwähnt. Etwas gefährlicher können auf dem Lion’s Head Wanderweg aber auch Wegpunkte werden, deren Gefahr auf den ersten Blick nicht klar ist: glatte Baumwurzeln und Stufenbefestigungen aus Holz, die im Laufe der Jahre extrem rutschig geworden sind. Auch die Eisenleitern, die einem ab und zu begegnen, sind sehr rutschig, besonders wenn sie nass vom Schweiß der Vorderleute sind. Auf diesen glatten Oberflächen wird keine Sohle wirklich guten Halt geben. In Kombination mit dem Staub des Weges sollte der Halt des Schuhs an diesen Stellen immer nochmal extra geprüft werden, bevor der Schritt gemacht wird. Auch wenn hier manche Einheimisch geschwind mit Jogging-Schuhen hochrennen, rate ich dringend zu knöchelhohen Schuhen zum Schutz des Sprunggelenks. Der Weg ist zwar nicht allzu lang und Hilfe recht nah, aber einmal umgeknickt, kann auch dieser schöne Ausflug zum Alptraum werden.

Links im Vordergrund: ca. 2 Meter hohe rutschige Eisenleiter – soweit ich mich erinnere muss man sie unterwegs an zwei Stellen benutzen – rechts im Vordergrund der schmale, steinig-staubige Wanderweg am Abhang, in der Ferne links der Tafelberg und rechts das Meer und Signal Hill
Links im Bild: rutschige Eisenleiter – soweit ich mich erinnere muss man sie unterwegs an zwei Stellen benutzen
Rechts im Bildvordergrund: rutschige runde Treppenbefestigungen aus Holz
Rechts im Bild: rutschige runde Treppenbefestigungen aus Holz
Im Vordergrund links unten: die rutschigen Wurzeln des oberen Baumes überlagern komplett die schmale steile Passage
Links unten im Bild: rutschige Wurzeln
Anfahrt:

Laut friendsoflionshead.org fahren die Busse 106 und 107 von MyCiTi bis zur Haltestelle „Kloof Nek 2“ bzw. „Kloof Nek 1“. Gewöhnlich fährt man aber mit dem Auto von Kapstadt Richtung Camps Bay über die Straße „Kloof Nek“ fahren. Die Abzweigung nehmen mit der Beschilderung Richtung „Signal Hill“ (hier befindet sich auch die Bushaltestelle) und dann bis zum Lion’s Head Parkplatz fahren. Zur Zeit des Vollmondes sollte man frühzeitig ankommen, da die Parkplätze limitiert sind. Oft sind Wächter am Platz, aber Wertgegenstände sollten nie im Auto gelassen werden. Und auch sonst sollte in Südafrika nichts sichtbar im Innenraum, sondern alles im Kofferraum verstaut werden. Generell, sollte ein Car-Guard einen kleinen Obolus erhalten, ob nun offiziell oder nicht, und auch ob er nach dem Abstieg überhaupt noch da ist oder nicht.

Aktivitäten:

Der Lion’s Head bietet einen Startplatz für Paragleiter. Hey, aber Wandern ist doch viel schöner! 

Hinweisschild am Start des Wanderwegs Lion's Head mit Hinweis für Paragleiter und zur Umweltschutz-Gruppe friendsoflionshead.za.org
Hinweisschild – Paragleiten und friendsoflionshead.za.org
Startplatz für Paragleiter gegen Ende des ersten Viertels des Wanderwegs. Ein Helfer hält im Vordergrund den auf dem Boden ausgelegten Gleit-Schirm, hinter dem steil abschüssigen Starthang zwischen hohen Büschen: das Meer und der weite Strand von Camps Bay
Startplatz für Paragleiter etwa nach einem Viertel des Wanderwegs
Wichtig:

Was du mitbringst, musst du auch wieder mitnehmen. Dazu zählt nicht nur Verpackungsmüll, sondern auch Obst- oder Eierschalen und natürlich ganz besonders Zigarettenstummel! Die Waldbrandgefahr ist in Südafrika aufgrund der Trockenheit extrem hoch.

Hinweisschild am Startpunkt des Lion’s Head Wanderwegs, Verboten: kein Fahrrad, kein Übernachten, keine Musik-Boxen, kein Holz hacken, kein Feuer machen, keinen Schutt abladen – Gebote: nicht allein, sondern in Gruppe wandern, Hut zum Schutz gegen die Sonne, Wanderstiefel, Kapuzenjacke, Trinkwasser, Hunde anleinen, Müll im Mülleimer entsorgen, SOS-Notrufnummer speichern – Betreten des Lion's Head Areals auf eigene Gefahr
Hinweisschild am Startpunkt des Lion’s Head Wanderwegs
Empfehlungen zur Vorbereitung:

Für die Wanderung:
Kurze Wanderhose
Leichte längere Wanderhose
Leichte Knöchelhohe Wanderschuhe
2 Liter Wasser pro Person
Stirnlampe
Kopfbedeckung
Sonnencreme
Sonnenbrille
Geduld an den Kletterpassagen

Für den Gipfel:
Wechsel-T-Shirt
Longsleeve / Sweatshirt / Leichte Fleecejacke
Essen & Trinken zum Picknicken
Picknickdecke
Fotoapparat

Links:

Table Mountain National Park – Die Offizielle Seite der Südafrikanischen Nationalparks: Sanparks

Bus-Verbindungen: MyCiti 

Wissenswertes: Friends of Lion’s Head

Aktuelles Wetter in Kapstadt: Über Google

Mondphase / Mondaufgang: Über Google

Lokale Nachrichten: Cape Times

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